1975
geht Herbert Kunze aus gesundheitlichen Gründen in den
Ruhestand. Von allen äusseren Zwängen befreit, gelangt
er nun zu einem völlig freien künstlerischen Ausdruck.
Charakteristisch für sein Werk werden die Nobless, die
Zurückhaltung und das Fehlen alles Lauten oder gar Schreienden.
In den Arbeiten der letzten sechs Schaffensjahre vollzieht Herbert
Kunze nun vollständig den Schritt zur Abstraktion. Kompositionen
erhalten - analog zur Musik - nur noch Nummern, wie "Komposition
I" oder einen Titel, wie "Komposition in rot und braun",
der ihrem Charakter gemäß wird.
Reinhild
Tetzlaff beschreibt die künstlerische Entwicklung Herbert
Kunzes nach 1975 so: " ... In dieser Zeit wurde nun
kontinuierlich der künstlerische Fortschritt erschlossen.
Robert Rauschenberg ist als erster zu nennen. Zu Jasper Johns
und Franz Kline gibt es geistige Verwandschaft. Die 'combine
paintings' Rauschenbergs als Marcel Duchamps Dada-Objekte oder
Kurt Schwitters 'Merzbilder'. Aus den Impulsen der 'black-paintings'
oder der 'pink-doors' variiert Herbert Kunze auf seine Weise
mit heterogenen Stoffen und erschließt hierdurch der DDR-Kunst
über Materialdruck und Collage einen Schöpfungsprozeß
von gedanklichem, kompositionellem und ästhetischem Zusammenhalt.
..."
Und
sie verweist auf Fritz Löffler, der 1977 bemerkte: "Herbert
Kunze trägt durch die abstrakten Kompositionen seiner Gemälde,
vor allem aber auch durch seine großen Collagen einen
gewichtigen Beitrag zum Dresdner Kunstschaffen bei."